
Heute ist internationaler Tag des Yogas. Was heißt das denn jetzt genau? Zeigen wir heute alle wie dehnbar und biegsam wir sind? Ist heute der Tag für eine neue Yoga-Challenge? Ihr ahnt es sicher schon: nein! Das alles, auch wenn all‘ diese Dinge sicherlich eine Daseinsberechtigung haben, macht Yoga nicht aus. Die Asana-Praxis ist ein winziger Teil von all‘ dem, was Yoga ist, was Yoga uns vermitteln kann. Es steckt so viel mehr dahinter als der Wille eine bestimmte Pose zu meistern. Ich möchte es nicht schlecht reden, bestimmt Asanas erlernen zu wollen und Yoga zu praktizieren, um sich körperlich gut zu fühlen. Das ist ein bedeutender Teil des Yogas und vor allem bringt die Asana-Praxis viele überhaupt erst in Kontakt mit Yoga. Doch das ist erst der Anfang. Yoga bedeutet Verbundenheit. Verbundenheit mit anderen, mit allen dieser Welt Menschen und mit uns selbst. Wir sind alle eins, wir gehören alle zusammen und jeder hat im Yoga einen Platz. Yoga ist so viel mehr als die Asana-Praxis, so vieles was nicht auf der Yogamatte und nicht in engen Yogaleggings passiert. Als uralte Tradition und Kultur aus Indien, finden heute dennoch viele Menschen indischer Abstammung keinen Raum in unserem Westlichen Yoga. Wie kann das sein? Wie ist es möglich, dass die Menschen, die uns diese wertvolle Praxis gebracht haben, selbst ausgeschlossen sind? Die Antwort ist so einfach wie sie traurig ist: die Prioritäten im Yoga bei uns im Westen sind einfach andere. Enge Yogaleggings, überteuerte und glamouröse Yogastudios, Goat-Yoga, #onlyhereforsavasana… Die Liste ist endlos. Und nichts davon repräsentiert was Yoga eigentlich ist. Ich selbst bin nicht von dieser Ausgrenzung betroffen. Ich bin eine weiße Frau mit Universitätabschluss, gutem Job, einem weißen Mann und Kind, reichlich Luxus und Privilegien. Ich möchte auf keinen Fall anmaßend sein, denn wer bin ich schon, über ein so sensibles Thema zu sprechen? Daher möchte ich nicht belehren, nicht behaupten, dass ich es besser weiß, oder die Welt wegen mir besser ist. Aber ich möchte helfen für dieses Thema, dieses massive Ungleichgewicht zu sensibilisieren. Als Yogalehrerin wünsche ich mir, dass sich jeder in meinen Yogastunden wohl, willkommen und gesehen fühlt. Unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, sexueller Orientierung, Sozialem Status, etc. Das wünsche ich mir. Und trotzdem müssen wir alle anerkennen, dass wir in einer Welt leben, in der das (noch) nicht der Realität entspricht. Unsere Aufgabe ist es zuzuhören. Auch dann wenn es so richtig unangenehm wird, wenn wir uns unsere Fehler und Unachtsamkeiten eingestehen müssen. Das ist dieses Jahr meine Affirmation für den Yoga-Tag 2021: Ich höre mit offenen Ohren und einem offenen Herzen zu.

Alle Fotos in diesem Beitrag sind von der wundervollen Vicky. Ihr findet sie auf Instagram unter @visual.dreaming